Die Gebrüder Pfau im WochenENDspiegel-Gespräch zum Thema Berggasthaus
Von Sven Günther – Hohenstein-Ernstthal
Am 23. Februar beschäftigt sich der Stadtrat mit dem Berggasthaus auf dem Pfaffenberg, das die Brüder Hart-mut und Karsten Pfau für 500.000 Euro von einem Österreicher gekauft haben. Die Stadt hat aber ein Vorkaufsrecht, von dem sie Gebrauch machen könnte. Die Menschen in der Stadt sprechen über das Für und Wider, fragen sich ob es eine Rolle spielt, dass die Gebrüder für die AfD im Stadtrat sitzen. Dem WochenENDspiegel gaben sie folgendes Interview.
WOCHENENDSPIEGEL:
Sie sind seit Jahrzehnten erfolgreiche Unternehmer und haben ein mittelständisches Unternehmen erfolgreich am Markt etabliert. Wieso wollen Sie jetzt mehr als eine Million Euro aus dem Fenster schmeißen?
H+K PFAU:
Was meinen Sie mit „aus dem Fenster schmeißen“. Die Frage verstehen wir offengestanden nicht so richtig…
WOCHENENDSPIEGEL:
In früheren Veröffentlichungen wurde durch die Stadt geäußert, dass ein wirtschaftlich realistischer Kaufpreis bei 200.000 Euro liegen könnte. Sie haben das Berggasthaus auf dem Pfaffenberg für 500.000 Euro gekauft und wollen nochmals mehr als 500.000 Euro investieren. Alle Betreiber vor Ihnen haben auf dem Berg Schiffbruch erlitten. Und Sie können das, obwohl Sie nicht aus der Gastronomie kommen, besser machen?
H+K PFAU:
Wir denken, die 200.000 Euro sind der Preis, den die Stadt für marktfähig hält. Selbst kaufen wollte sie nie. Mit dem tatsächlichen Marktwert hat das nichts zu tun.Wir wollen uns selbst ja auch nicht umorientieren, plötzlich Gastronomen werden. Es geht uns darum, das Haus zu rekonstruieren, zu renovieren und dann einem fähigen Pächter mit motivierter Mannschaft in die Hände zu geben. Offen gestanden wollen wir als alteingesessene Hohenstein-Ernstthaler im Berggasthaus einkehren, Geld ausgeben und nicht in erster Linie Geld verdienen.
WOCHENENDSPIEGEL:
Jetzt mal ehrlich. Es nimmt einem doch keiner ab, dass ein Unternehmer – spitz formuliert: ein Kapitalist – so viel Geld aus lauter Heimatverbundenheit ausgibt…
H+K PFAU:
Der Oberbürgermeister hat angesichts der Investitionssumme einmal gesagt, dass man viele Schnitzel verkaufen müsste, wenn sich alles rechnen soll. Wir sehen aber unser Engagement tatsächlich nicht als Kapitalanlage im klassischen Sinne, bei der dann Investor und Pächter am gleichen Tischtuch zerren, bis es reißt. Es ist nicht unser Ziel, Gewinne zu erwirtschaften. Wir wollen aber auch kein Geld verbrennen. Es geht um faire Bedingungen, unter denen ein Pächter das Berggasthaus betreiben kann. In Hohenstein-Ernstthal sollen sich die Menschen wieder darauf freuen, auf dem Pfaffenberg einkehren zu können. Und darauf freuen wir uns am Ende auch. Andere Firmeninhaber geben Geld für Oldtimer aus, wir für unsere Heimatstadt.
WOCHENENDSPIEGEL:
Wie sieht Ihr Konzept aus? Wann soll das Berggasthaus wieder Gäste empfangen können?
H+K PFAU:
Die ersten Gespräche mit Pächtern sind gelaufen. Es gibt mehrere Interessenten, die die Bewirtschaftung übernehmen möchten. Wir wollen das Haus zunächst so herrichten, dass im Frühjahr ein Terrassenbetrieb möglich wird. Dann geht es stetig weiter über Gaststube und Küche, Pensionszimmer sowie den Saal. Die Hohenstein-Ernstthaler sollen die Baufortschritte sehen, bei jedem Besuch feststellen, dass auf dem Pfaffenberg etwas passiert, es vorwärtsgeht.
WOCHENENDSPIEGEL:
Aufgrund Ihrer Mitgliedschaft in der AfD wurde das Thema in der Stadt auch ideologisch diskutiert. Befürchtungen wurden geäußert, dass das Berggasthaus zur Veranstaltungsstätte rechtsradikaler Kräfte wird. Können Sie das ausschließen?
H+K PFAU:
Schon wenige Tage nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages hatten wir beim Oberbürgermeister vorgesprochen und gesagt, dass unser Engagement für das Berggasthaus rein privater Natur ist und nichts mit der AfD zu tun hat. Wir beide leben seit Jahrzehnten in Hohenstein-Ernstthal, haben hier unsere Familien, Freunde und wir haben einen Ruf zu verlieren. Schon deshalb ist es logisch, dass wir keine rechten Veranstaltungen im Berggasthaus dulden werden, weil das ja der blanke Ruf-Selbstmord wäre. Uns würde ja keiner mehr anschauen und wir könnten wegziehen. Es ist einfach nur traurig, dass unsere Zugehörigkeit zur AfD, die übrigens von fast einem Viertel der Wähler unserer Stadt demokratisch gewählt wurde, jetzt instrumentalisiert wird.
WOCHENENDSPIEGEL:
Die Stadt hat ein Vorkaufsrecht, wird am 23. Februar im Stadtrat darüber abstimmen. Was, wenn sich die Kommune für den Kauf entscheidet?
H+K PFAU:
Das würden wir auf der einen Seite bedauern, auf der anderen Seite auch nicht verstehen. Wir sind keine Investoren, die anonym aus irgendeinem Teil Europas Immobilien aufkaufen und dann vergammeln lassen. Die Gebrüder Pfau sind im Ort bekannt, unser Konzept haben wir hinlänglich erklärt, ein Pächter steht bereit und wir stecken unser privates Geld in das Objekt. Wir sind vor Ort greifbar und kritisierbar. Wenn die Stadt, deren Haushalt gerade vor der jetzt herrschenden Lage auf Jahre hinaus angespannt sein wird, Steuermittel für etwas einsetzt, was mit privaten Mitteln ebenso möglich ist, müsste sie das erklären. Zumal nicht sicher ist, dass es überhaupt im Rathaus schon ein entsprechendes Konzept gibt. Klar ist auch: Wenn die Stadt das Berggasthaus unter diesen Voraussetzungen übernimmt, muss sie auch ‚liefern‘, wobei für unsere Heimatstadt andere dringende Aufgaben und bereits überfällige Investitionen auf der Strecke bleiben dürften.
Quelle: https://www.wochenendspiegel.de/pdf/downloads/Chemnitz_Land_tool.pdf